05.09.2025

„Netzanschluss gesucht! 💕“ – Ein Leitfaden zur Analyse der Netzanschlusskapazität

Wer wartet schon gern monatelang auf dieRückmeldung eines Netzbetreibers zur Netzanschlusskapazität. Mit den richtigenDaten kann man selbst ein gutes Verständnis zur lokalen Netzsituation aufbauenund Projekte für neue Stromerzeuger- oder -verbraucher entsprechend priorisieren. Hier ist erklärt, wie das mit den Daten und Funktionen im dvlp.energy web-GIS geht.

Wer wartet schon gern monatelang auf die Rückmeldung eines Netzbetreibers zur Netzanschlusskapazität. Mit den richtigen Daten kann man selbst ein gutes Verständnis zur lokalen Netzsituation aufbauen und Projekte für neue Stromerzeuger- oder -verbraucher entsprechend priorisieren. Hier ist erklärt, wie das mit den Daten und Funktionen im dvlp.energy web-GIS geht:

 

⚡️ Schritt 1 - Auslastung des Umspannwerks (UW)

Was: Vergleich der angeschlossenen Erzeugungs- vs. Verbrauchsleistung, um herauszufinden, ob das UW erzeugungs- oder lastdominiert ist

Wie:

- Erzeugung: Die angeschlossene bzw. zugefĂĽhrte Erzeugungsleistung zeigt die direkt an einem UW angeschlossenen Erzeuger und deren Leistung (Zuordnung ĂĽber die technische Netzlokation) bzw. die indirekt ĂĽber die Stromtrassen zugefĂĽhrte Leistung von Erzeugern (Standorte im Umkreis der UWs)

- Verbrauch: Die mittlere und maximale Last zeigt die im Durchschnitt und zu Spitzenzeiten anliegende Last von Privatverbrauchern (ermittelt über Einwohnerzahlen im Umkreis der UWs) und Industrie (ermittelt über Anzahl Industrieflächen im Umkreis der UWs)

Warum: Bei erzeugungsdominierten UWs bietet sich z.B. der Anschluss eines Rechenzentrums an, bei last-dominierten der Anschluss neuer Solar- oder Windparks. Bei ausbalancierten UWs ist der Anschluss eines Batteriespeichers wahrscheinlich

 

🗺️ Schritt 2 – Einschätzung der Netzgebietsklasse

Was: Denselben Vergleich kann man auch auf Gemeindeebene machen, um herauszufinden, ob die Gemeinde erzeugungs- oder last-dominiert ist

Wie:

- Erzeugung: Ermittelt über alle in einer Verwaltungsgemeinde befindlichen Erzeugungskapazitäten laut Marktstammdatenregister

- Verbrauch: Ermittelt über die Einwohnerzahlen und Industrieflächen in einer Verwaltungsgemeinde

Wenn die Erzeugungskapazität von Wind und Solar größer ist, als die mittlere Last, dann bekommt das Gebiet die Klassifizierung "EE-stark", sonst "Last-stark"

Warum: Selbe Logik wie bei „Auslastung des UWs“, aber auf regionaler Ebene

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🥤Schritt 3 – Identifikation von Engpassleitungen

Was: Identifikation der Leitungen/Gebiete, die laut Netzbetreiber bereits jetzt oder in absehbarer Zukunft durch Netzengpässe geprägt sind

Wie: Alle größeren Netzbetreiber veröffentlichen regelmäßig Karten, die Netzengpassleitungen/-gebiete für verschiedene Szenarien zeigen (z.B., Einspeisefall/Lastfall, 2028/2033/2045)–diese Karten werden von uns digitalisiert

Warum: Diese sind zu meiden, es sei denn, die Engpässe werden zeitnah behoben, oder sind eindeutig erzeugungs- oder last-bedingt

 

🚧 Schritt 4 – Analyse Netzausbaumaßnahmen

Was: Analyse der geplanten Maßnahmen mit Blick auf zugebaute Kapazität und Zeitplan – in der Maßnahmenbegründung finden sich oft auch Hinweise zur aktuellen Netzsituation

Wie: Alle größeren Netzbetreiber veröffentlichen regelmäßig Listen aller geplanten Netzausbaumaßnahmen mit Informationen zur Maßnahme, Begründung, Zeitplan, Kosten, zugebaute Kapazität – diese Listen werden von uns digitalisiert und georeferenziert

Warum: Netzgebiete mit hohem Zubau deuten auf eine aktuell hohe Auslastung hin, eignen sich aber eventuell für neu zuzubauende Erzeuger/Verbraucher mit ähnlichem Zeitplan

 

🤹 Schritt 5 – Prüfung Redispatch

Was: Prüfung dieser Eingriffe, mit denen die Netzbetreiber auf akute erzeugungs-bedingte Netzengpässe reagieren (d.h., Abschaltung von Wind und Solar) – sie geben oft einen tieferen Einblick, ob Engpässe durch zu viel Solar- oder Windstrom entstehen

Wie: Einige Netzbetreiber veröffentlichen die durchgeführten Redispatch-Maßnahmen im Netzgebiet. Diese Maßnahmen werden von uns den Erzeugungsanlagen aus dem Marktstammdatenregister zugeordnet und dann auf Umspannwerks-Ebene, sowie auf Ebene der Verwaltungsgemeinde aggregiert.

Warum: Ähnlich zu Engpassleitungen sind diese Gebiete für neue Erzeuger derselben Technologie zu meiden; für neue Verbrauchsleistung sind diese Regionen, abhängig davon, wo genau die Engpässe liegen, eventuell gut geeignet

 

✅ Schritt 6 – Schnelle  Netzanschlussprüfung (SNAP)

Was: Sichtung der Netzanschlusspunkte, die die tagesaktuellen Tools der Netzbetreiber ausweisen – idealerweise wird hier das gesamte Netzgebiet mit verschiedenen Anschlusskapazitäten geprüft, um ein gesamthaftes Verständnis zur Netzsituation zu erhalten

Wie: Durch die Sammlung und Darstellung aller rückgemeldeten Netzanschlusspunkte für Anfragen die für verschiedene Anschlusskapazitäten und für das gesamte Netzgebiet gestellt werden, erzeugen wir ein Gesamtbild zur Netzsituation

Warum: In Regionen, wo viele Netzanschlusspunkte für große Kapazitäten (z.B. >5MW) ausgewiesen werden, ist ein kosteneffizienter Netzanschluss wahrscheinlich

 

💕 Schritt 7 – GridConnect aktivieren

Was: Sucht mögliche Partner für einen Netzanschluss in der Region

Wie: Durch Aktivierung der GridConnect-Funktion im dvlp web-GIS, suchen wir im 20km-Umkreisdes Projekts nach Projekten anderer Entwickler, die ebenfalls die GridConnect-Funktion aktiviert haben – bei einem Match informieren wir beide Seiten ohne konkrete Details der Projekte preiszugeben; bei beidseitigem Interesse stellen wir den Kontakt her (mehr Informationen: https://www.dvlp.energy/blog/gridconnect-ist-live)

Warum: Es kann sein, dass Entwickler/Betreiber in der Region Netzkapazität frei bzw. zugesagt bekommen haben und mit eurer Hilfe realisieren können – falls andere Entwickler in der Region auch nur suchen, bestätigt sich die Hypothese zu einer geringen Netzanschlusswahrscheinlichkeit

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